Frau Stärke
Bewohnerin des Wohnverbundes Taubblind
»Den besten Kuchen mach’ ich immer noch selbst.«
Gudrun Stärke ist 69 Jahre alt und taubblind. Als Baby verlor sie durch eine Drüsenerkrankung ihren Hörsinn, im Grundschulalterauch ihr Sehvermögen.
Gudrun Stärke lebt seit der 7. Klasse im Oberlinhaus. Ihre Umwelt erfährt sie durch intensives Ertasten aller Dinge und Menschen um sie herum. Wo ihr Tastsinn nicht weiterkommt, helfen ihr Betreuer aus dem Eckard-Beyer-Haus, einem Wohnverbund für taubblinde Erwachseneim Oberlinhaus. Gudrun Stärke hat die Blindenschrift und das Daktylalphabet – eine körpernahe Form der Gebärdensprache – erlernt. So kann sie sich unterhalten und auch ganze Bücher lesen.
Dank umfassender Unterstützung führt sie ein selbstbestimmtes Leben. Sie beendete hier die Schule und arbeitete 30 Jahre lang in einer Weberei, anschließend weitere 25 Jahre in der Stuhlflechterei – zunächst auf dem Oberlinhaus-Gelände, ab 2002 dann auf Hermannswerder in den Oberlin Werkstätten. Seit 2010 ist sie im Ruhestand.
Sie nutzt die Zeit für ausgedehnte Spaziergänge in der Natur und regelmäßige Besuche bei ihrer Schwester. Beide verbindet eine besonders enge und intensive Verbindung. Zusammen fahren sie in den Urlaub und bei Familienfeiern ist sie ein gern gesehener Gast. Obwohl sie nicht sehen kann, geht ihr das Stricken leicht von der Hand und für eine Partie „Mensch ärgere dich nicht“ ist sie immer zu begeistern.
Gudrun Stärke ist ein humorvoller und geselliger Mensch. Jeden Dienstag kocht sie gemeinsam mit anderen Senioren des Wohnverbunds und freitags bäckt sie einen Kuchen für alle. Sie ist Mitglied im Bewohnerschaftsrat und setzt sich für ihre Belange ein. Ihr Zimmer hält sie stets aufgeräumt und hängt auch ihre Wäsche selber auf. Diese Dinge sind ihr möglich, aber sie kommt auch schnell an ihre Grenzen. Draußen in ungewohnter Umgebung braucht sie Hilfe. Beim Einkaufen sind stets Mitarbeitende vom Oberlinhaus dabei, die bei der Kommunikation mit den Verkäufern helfen.