Johann Friedrich Oberlin (1740-1826)

Namensgeber & Visionär

Der elsässische Pfarrer Johann Friedrich Oberlin gilt als Begründer der organisierten Kleinkinderfürsorge in Europa. Nach ihm wurden zahlreiche Einrichtungen zur Ausbildung und Betreuung von Kindern benannt: Das Oberlinhaus in Potsdam-Babelsberg, als eine diakonische Einrichtung zur Rehabilitation behinderter Kinder und Erwachsener, oder die Stadt Oberlin in Ohio, USA.

Am 1. Juni 1826, starb Johann Friedrich Oberlin im Alter von 86 Jahren im Dorf Waldersbach (Elsass), dem Ort seines langjährigen Wirkens. Geboren wurde Johann Friedrich Oberlin am 31. August 1740 in Strassburg. Seine Muttersprache war deutsch, doch wurde er schon als Kind in Französisch unterrichtet.

Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er im September 1755 in Strassburg zu studieren. Im Mittelpunkt seines Interesses standen besonders philosophische, naturwissenschaftliche, theologische und später auch medizinische Vorlesungen. 1763 erlangte Oberlin die Magisterwürde und hielt im Mai 1765 seine erste öffentliche Predigt. Im April 1767 wurde Johann Friedrich Oberlin im Alter von 27 Jahren vom Patron Graf Voyer d'Argenson zum Pfarrer von Waldersbach (Elsass) ernannt. Am 6. Juli 1768 heiratete Johann Friedrich Oberlin Magdalene Salome Witter. Sie unterrichtete junge Mädchen und wirkte später bei der Ausbildung von Erzieherinnen für die Kleinkinderschulen mit. In den 15 Jahren ihrer Ehe, bekamen die Oberlins neun Kinder.

Der Bildung und Ausbildung der Jugend widmete sich Johann Friedrich Oberlin besonders. Um die Erwachsenen zu fördern, gründete er landwirtschaftliche Vereine und führte moderne Saat- und Anbaumethoden ein. Durch sein sozialpädagogisches Wirken eröffnete Oberlin auch Frauen einen Weg in die anerkannte Berufswelt. Der Seelsorge in seiner Gemeinde widmete Johann Friedrich Oberlin viel Zeit.

Während der französischen Revolution waren öffentliche Gottesdienste untersagt. Oberlin, als Anhänger der neuen Ideen, legte sein Ornat ab und gründete einen Volksklub. Unter dem Deckmantel von 'Klubveranstaltungen' führte er jedoch religiöse Versammlungen weiter. 1794 wurde er sogar inhaftiert. Erst nach dem Umschwung der Politik 1795, konnte er offiziell wieder als Pfarrer tätig sein.

Das Leben im Steintal war für Johann Friedrich Oberlin hart und entbehrungsreich. Sein täglicher Dienst brachte ihn oft an den Rand seiner physischen und psychischen Kräfte. Dennoch folgte er seinem Leitspruch: 'Jeder Einzelne hat nur für die Allgemeinheit zu leben'. Am 1. Juni 1826 schloss Pfarrer Johann Friedrich Oberlin für immer die Augen. Unzählige folgten dem Sarg und trauerten um einen Mann, der sich selbstlos für seine Mitmenschen einsetzte und sich dabei von christlicher Nächstenliebe leiten ließ.