Wiedervereinigung bis heute

Nach der politischen Wende 1989 setzte sich das Oberlinhaus für die Fertigstellung der Erweiterung der Oberlinklinik ein. Dies war nur durch eine völlige Neuplanung des gesamten Innenausbaus möglich. Im Sommer 1995 fand die festliche Übergabe des vierstöckigen Neubaus mit 3 modernen OP-Sälen, einer Station mit Intensivtechnik, einer Pflegestation und einer zentralen Sterilisation statt. In den folgenden Jahren wurden alle Stationen des alten Klinikbereiches modernisiert und teilweise umgebaut. Mit dem Aufbau der Abteilung Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie, der Eröffnung der ersten orthopädischen Tagesklinik im Land Brandenburg im Jahr 2001 und der Eröffnung der Abteilung Neuroorthopädie im Jahr 2005 wurden neue Behandlungsfelder gewonnen. Gleichzeitig fanden im Klinikgebäude weitere umfangreiche bauliche Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten statt und schließlich wurde 2007 ein zusätzlicher Erweiterungsbau mit zwei Pflegestationen, einem Diagnostik- und Untersuchungsbereich und einer zentralen Physiotherapie mit Bewegungsbad eröffnet. 2018 nahm die Oberlinklinik zwei neue und medizintechnisch hochmoderne Operationssäle in einem neuen Anbau in Betrieb. Für junge Patienten mit Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen des Bewegungsapparates und der Wirbelsäule wurde 2019 eine neue Station für Kinder- und Neuroorthopädie eröffnet.

Mit der Gründung der Oberlinschule in freier Trägerschaft im Jahre 1990 – gestartet wurde mit 24 Kindern mit verschiedenen Behinderungen – zeichnete sich für diesen Bereich ebenfalls ein Neubeginn ab. Aufgrund stetig steigender Schülerzahlen entschloss sich das Oberlinhaus, das ehemalige städtische Krankenhaus von der Stadt Potsdam zu erwerben. Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten konnte 1998 dort die Oberlinschule einziehen. Auch in der Folgezeit wurde weiter investiert: 2002 konnte der sanierte Taubblinden/Hörsehbehindertenbereich eröffnet werden, 2011 der Neubau der Schule und 2013 wurde der Altbau saniert. Heute besuchen etwa 300 Kinder jährlich die staatlich anerkannte Ganztagsschule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Seit 2011 befindet sich auch die Oberlin Norberthausschule – eine staatlich anerkannte Förderschule mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ – in gemeinsamer Trägerschaft von Oberlinhaus und dem Deutschen Orden.

Nach der Wiedervereinigung wurden auch die Werkstatt- und Beschäftigungsbereiche für behinderte Erwachsene neu strukturiert. Die Gründung der Oberlin Werkstätten erfolgte Ende 1991 als gemeinnützige GmbH durch die Gesellschafter Verein Oberlinhaus und Hoffbauer-Stiftung, damals noch als „Diakonische Werkstätten für Behinderte Potsdam gGmbH“. Es folgten weitere Namensänderungen und 2006 die alleinige Trägerschaft durch das Oberlinhaus. 2012 wurde das neue Werkstattgebäude auf Hermannswerder eingeweiht. Zum 1. Januar 2017 fand die Namensfindung ihren Abschluss, heute heißt die Werkstatt „Oberlin Werkstätten“.

Die traditionelle Berufsausbildung für Menschen mit Behinderungen wurde mit der Gründung des Oberlin Berufsbildungswerks im Jahre 1990 mit einem neuen konzeptionellen Ansatz auf ein eigenes Fundament gestellt. Von 1993 bis 1997 entstand ein neuer Gebäudekomplex in der Babelsberger Steinstraße. Angegliedert wurden ein Internatsbereich und die Berufliche Schule „Theodor Hoppe“.

Durch den Erwerb des ehemaligen Babelsberger Krankenhauses konnte das dazugehörende alte Beamtenhaus saniert und barrierefrei umgebaut werden. Im Frühjahr 1998 ist es als neuer Wohnbereich für taubblinde Erwachsene eingeweiht worden. 1999 wurde das Taubblindenheim in „Eckard-Beyer-Haus“ getauft. Nach aufwendigen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wurden 2018 drei neue Wohngruppen für 30 Klienten feierlich eingeweiht. Diese befinden sich nur wenige Gehminuten vom Eckard-Beyer-Haus entfernt im so genannten Feierabendhaus.

Auf dem Gelände in der Babelsberger Rudolf-Breitscheid-Straße 138-144 wurde im Sommer 1999 ein neues Schülerwohnheim für Kinder der Oberlinschule mit körperlichen- und schwerst-mehrfachen Behinderungen eingeweiht. 2008 erhielt das Gebäude den Namen „Ludwig-Gerhard-Haus“. Heute verfügt das Haus über fünf Wohngruppen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit körperlicher und/ oder geistiger Beeinträchtigung sowie zwei kleine Wohngruppen für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen.

2006 wurde nach nur 6 Monaten Bauzeit das „Moltke-Haus“ – ein spezielles Wohnangebot für Menschen mit frühkindlichem Autismus und geistiger Behinderung – auf dem Gelände hinter dem Berufsbildungswerk in der Steinstraße eröffnet. Es entstand ein modernes zweistöckiges Gebäude, das aus zwei miteinander verbundenen Haushälften besteht. Hier werden heute 10 Frauen und Männer zwischen 20 und 34 Jahre gefördert und betreut.

Im Jahr 2009 hat es darüber hinaus für das Oberlinhaus eine in der Geschichte einzigartige Veränderung gegeben. Dank eines überzeugenden Konzeptes und dem Gestaltungswillen vieler Menschen ist es gelungen, das Reha Klinikum „Hoher Fläming“ – eine in Fachkreisen hoch anerkannte Rehaklinik in Bad Belzig – zu übernehmen und in die Gemeinschaft des Oberlinhaus aufzunehmen.

Mit der Eröffnung des Thusnelda-von-Saldern-Hauses im Sommer 2010 ist das Oberlinhaus seiner Philosophie treu geblieben, besondere Bedarfe von Menschen mit Behinderungen zu erkennen und auf der Grundlage professioneller Konzepte Angebote zu unterbreiten. Insgesamt drei verschiedene Leistungsbereiche – Wohnen, Übergangswohnen und Wohnpflege – gibt es in dem modernen Neubau, der von den ehemaligen Bewohnern des nun baufälligen Reinhold-Kleinaus-Hauses bezogen wurde. Ein interdisziplinäres Team von 80 Mitarbeitenden versorgt heute über 60 Klienten, sieben Tage der Woche, rund um die Uhr. Das Oberlinhaus leistete mit der Errichtung des Übergangswohnens Pionierarbeit. Zehn junge Menschen mit einem Schädel-Hirn-Trauma können hier für bis zu drei Jahre leben und werden wieder fit gemacht für den Weg zurück in die Selbstständigkeit.

Seit der Jahrtausendwende hat das Oberlinhaus eine deutliche Vergrößerung und Erweiterung erlebt. So hat sich die Mitarbeiterzahl von 2004 (934 Mitarbeitende) bis 2018 (1.921) mehr als verdoppelt. Das Gesamtunternehmen Oberlinhaus verfügt heute über 14 Gesellschaften an 27 Standorten.